Blog

Die Schattenseiten der Rezensionsexemplare

Beitragsbild "Die Schattenseiten der Rezensionsexemplare"

Anzeige (Beitragsbild beinhaltet Darstellungen von Rezensionsexemplaren)

2018 ist Vergangenheit. Wir haben ein Jahr voller lesenswerter Bücher verlassen und sehen einem 2019 entgegen, das mit mindestens genauso aufregenden, neuen Geschichten zwischen den Seiten aufwarten wird. Einige Blogger*innen und Bookstagrammer*innen – mich eingeschlossen – wollen in den kommenden zwölf Monaten Abstand von Rezensionsexemplaren nehmen! „Nicht länger unter Druck bloggen“, „auch mal die ‚eigenen‘ Bücher lesen wollen“ sind dabei nur zwei Aussagen, die es derzeit vermehrt in den Kommentarspalten von Instagrambeiträgen zu lesen gibt. Doch warum ist das so? Wie kam es dazu, dass das Rezensieren von Büchern zu einer Nervensache wurde?

Im Nachfolgenden versuche ich, die Schattenseiten der Rezensionsexemplare aus Sicht der Blogger*innen so gut es geht zusammenzutragen.

Ein Großteil dieses Beitrags beruht auf gesammelten Ansichten anderer Blogger*innen und Bookstagrammer*innen und spiegelt nur bedingt meine eigene Meinung wider. Der Abschnitt mit der Überschrift „Meine Meinung“ beinhaltet, wie besagte Headline schon sagt, meine ganz persönlichen Auffassungen zu dem Thema.

Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester, in denen wir alle – Hand aufs Herz – komplett das Zeitgefühl verlieren und am liebsten einfach durchschlafen würden, sind stets ein willkommener Anlass, um Neujahrsvorsätze zu formulieren und uns gleichzeitig einzureiden, dass wir sie dieses Mal ganz sicher durchziehen werden. Thank u, next!

Ich für meinen Teil gehe mein Privat- und Unileben 2019 komplett ohne Ziele an. Dabei wird es aus Sicht meines Studiums das wichtigste Jahr werden. Läuft alles glatt, schreibe ich im nächsten Wintersemester meine Bachelorarbeit. Holy moly! [Spoiler-Alarm und kleiner Nachtrag vom 10.01.,22:07 Uhr: Es wird nicht alles glatt laufen. Da sieht man mal, wie sich das Leben in zehn Tagen ändern kann…]

Für mein liebstes Hobby, das Bloggen und, damit einhergehend, Instagram, habe ich mir allerdings schon den ein oder anderen Gedanken gemacht. Hier möchte ich nächstes Jahr ein paar kleine und ein paar große Änderungen vornehmen. Allem voran möchte ich weniger Rezensionsexemplare besprechen – darum soll es in diesem Artikel vordergründig gehen. Mit diesem Entschluss stehe ich definitiv nicht allein da, wie ich zuletzt vermehrt vernehmen durfte.

Die Sache mit den Rezensionsexemplaren

Ehrlich gesagt sind Rezensionsexemplare überaus praktisch, sozusagen eine Win-win-Situation. Einerseits möchten Verlage Werbung für ihre Bücher machen, andererseits ist es das liebste Hobby des Buchbloggers, Gelesenes zu besprechen. Ihr erkennt die Strategie? Klingt nicht nur auf dem Papier verlockend, sondern ist es häufig auch in der Praxis. Alles andere als unterschätzen sollte man allerdings die Verantwortung, die man mit dem Empfang eines Rezensionsexemplars eingeht. In der Regel wird das Posting von Rezensionen zwischen vier und acht Wochen nach Erhalt der Exemplare erwartet. Im Grunde genügend Zeit, um ein Buch zu lesen und eine Kritik zu verfassen – wenn man denn auch wirklich nur ein Rezensionsexemplar angefragt, erhalten und darüber zu sprechen hat!

Wie sagt man so schön? „Die Augen sind größer als der Magen“. Ist Bloggerinnen und Bloggern am Ende eine Mitschuld am Dilemma mit den Rezensionen zuzuschreiben? Ohne direkt jemanden angreifen zu wollen, möchte ich postulieren: Sicherlich. Mir selbst ist es – vor allem am Anfang von Blog und Bookstagram – gleichermaßen ergangen. Wie das so oft ist mit neuen Reizen und Sinneseindrücken: Man bekommt einfach nicht genug. Das soll nicht heißen, dass wahllos Bücher anfragt werden, nur um kostenlos und möglichst ohne großen Aufwand an neuen Lesestoff zu gelangen. Vielleicht sind es Selbstüberschätzung, falsches Zeitmanagement oder das altbekannte „Ich konnte nicht Nein sagen“, die uns am Ende in die Bredouille bringen und durch die wir uns selbst unter Druck setzen, zu lesen – was zu einer waschechten Gefahr werden kann!

Deadlines, schwarze Schafe & Co.

Lesen wir, um Deadlines einhalten und Erwartungen von Verlagen, Abonnenten und Lesern an uns, den Blogger oder die Bloggerin, erfüllen zu können, setzen wir uns automatisch Stress aus. Das wiederum setzt unserem Lesefluss negativ zu. Ein entscheidender Dreh- und Angelpunkt ist bei weiterem Überlegen sicherlich das Label „kostenlos“. Erhält man ein gratis Rezensionsexemplar, bedeutet das, dass die Verantwortlichen in der Presseabteilung eines Verlages auf uns bauen. Wer möchte einen Vertrauensvorschuss schon unerfüllt lassen?! Während es bedauerlicherweise Blogger*innen gibt, die den Blog außerhalb ihrer Social-Media-Kanäle betreiben, um in den Genuss eines Leseexemplars zu kommen, gibt es – wenn man sich durch Blogs und Rezensionen klickt – ehrliche Rezensenten, die leider davor scheuen, eine Meinung zu publizieren, die polarisiert oder einen bitteren, wenn auch aufrechten und realistischen Beigeschmack hat.

Das erkennt man in den meisten Fällen, wenn das Fazit und die Endbewertung nicht wirklich mit dem übereinstimmen, was in der Meinungsmitteilung im Rest der Buchkritik aufgezählt wurde. Man muss ein Buch, das man nicht mochte, keinesfalls in der Luft zerreißen. Doch ein Blogger, der ernstgenommen werden will, sollte sich – in meinen Augen – niemals von Gedanken wie „Gebe ich dem Buch keine 5 Sterne, werde ich dann wieder ein Rezensionsexemplar bekommen?“ oder „Mögen mich meine Abonnenten nicht mehr, wenn ich zu kritisch bin?“ daran hindern lassen, eine schlechtere Bewertung zu geben, wenn es denn dem eigenen subjektiven Eindruck zum Gelesenen entspricht

Demnach kann man behaupten, Rezensionsexemplare stiften an. Wie oben bereits angesprochen, gibt es Blogs, deren Bestehen ausschließlich dem Zweck dient, kostenlose Bücher abzustauben. Über die moralische Beschaffenheit dieser Menschen möchte ich mir kein Urteil erlauben, schließlich muss jeder für sich so ein Verhalten mit dem eigenen Gewissen vereinbaren. Leseexemplare mögen gegebenenfalls auf die verfasste Rezension selbst einwirken, hinsichtlich der offenherzigen und ernstgemeinten Meinungskundtuung oder eben dem Fehlen einer solchen

Reicht es dir nicht, dass es kostenlos ist?!

Eine liebe Bloggerkollegin arbeitet gerade an einem ähnlichen Beitrag. In einem kurzen Chat mit ihr kam die Sprache auf Rezensionsexemplare in Form von eBooks. Als Blogger*in solle man sich darüber bloß nicht beschweren, schließlich habe man ein ‚kostenloses Buch‘ bekommen – wenn auch ’nur‘ in elektronischer Form. Gleichzeitig sind die Erwartungen der Autorinnen und Autoren hinsichtlich der Inszenierung besagter eBooks sehr hoch! Dabei sollte eigentlich klar sein, dass man das Bild mit eBook beziehungsweise den Reader oder das Tablet niemals derart außergewöhnlich gestalten kann, wie mit einem „richtigen“ Buch. Wie Ihr seht, gibt es noch andere Faktoren, die zu einer negativen Haltung gegenüber Rezensionsexemplaren beitragen können.

Warum man nicht komplett auf Rezensionsexemplare verzichten sollte

Auf meinen Aufruf in den sozialen Netzwerken hin erreichten mich nicht nur nachteilige Stimmen zu diesem Thema. So seien Rezensionsexemplare eine tolle Möglichkeit, um ein vielseitiges Leseverhalten zu entwickeln und beizubehalten. Natürlich sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass man damit möglicherweise eine Leseflaute fördert, wenn man sich und seinem Buchgeschmack zu exotisch eingestuft hat. Andererseits sind Anfragen zum Rezensieren von Büchern eine tolle Gelegenheit, um neue Autoren kennen und vielleicht sogar lieben zu lernen! Gerade für den Self-Publisher-Bereich, wo Autor*innen ihre Anfragen an die Blogger*innen selbst richten, ist das so.

Meine Meinung

Rezensionsexemplare gehören zu den positiven Vorzügen der Bloggerexistenz. Nur wenige Blogger erhalten eine Vergütung für Beiträge. Kostenlose Bücher, die man ohnehin lesen wollte, sind eine willkommene Gegenleistung. Durch Leseexemplare sind Blogger in der Lage, ihren Followern Büchern zu präsentieren, die sie sich aus Kostengründen sonst nicht leisten könnten. Solange die Freude am Medium Buch im Vordergrund steht, bin ich Pro-Reziexemplar.
Schade finde ich es, wenn man zu viel anfragt, dadurch das Kontingent des Verlags an Exemplaren schrumpft, das Buch dann doch nicht besprochen und damit anderen Blogger*innen die Chance genommen wird, besagten Roman als Rezensionsexemplar zu lesen.

Dahin gehend mein Appell: Fragt an, aber: Schätzt das Privileg, kalkuliert klug und, vor allem, nutzt den Vorzug nicht für Eure eigenen Zwecke aus!

Fazit

Liest du noch, oder frägst du nur an? Rezensionsexemplare sind eine wahrhaftig tolle Sache. Zusageenthusiasmus kann schnell in Lesebelastung umschlagen. Deshalb sollte man seine eigenen Fähigkeiten nicht überschätzen, stattdessen vielleicht lieber mal anderen Bloggern den Vorrang lassen. Das belastet Euch erstens weniger, zweitens bereitet es anderen eine Freude, wenn sie die Chance bekommen, ein tolles Rezensionsexemplar in Empfang nehmen zu dürfen.
Wie bereits in dem kleinen Disclaimer zu Beginn des Artikels erwähnt, ist das hier nur die Sachlage aus Sicht der Blogger. Vielleicht wäre es in Zukunft interessant zu erfahren, wie das die Mitarbeiter*innen der Verlage sehen.


Ich hoffe, der Beitrag war auch nur im Entferntesten informativ für Euch! Betrachtet das Geschriebene als einen Versuch, ein Experiment. Mein Wunsch war es ausschließlich, ein paar Stimmen einzufangen und sie in einem Blogbeitrag zu verarbeiten. Wenn Ihr Fragen habt, wenn Ihr etwas anders seht, wenn Ihr Verbesserungsvorschläge habt, dann nutzt gerne die Kommentarfunktion. 😀

Alles Liebe,
René 🙂

P.S.: Hier findet Ihr meine Rezension zu Der Welten-Express von Anca Sturm! Schaut gerne vorbei.

6 thoughts on “Die Schattenseiten der Rezensionsexemplare”

  1. Ein interessanter und gut geschriebener Artikel, finde ich. Das Thema Rezensionsexemplare ist ein Thema für sich und da muss wohl jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Ich war früher selbst mal Buchbloggerin und schreibe gelegentlich noch Filmrezensionen für ein Onlinemagazin, bei dem ich auch die Möglichkeit habe, Rezensionsexemplare anzufragen oder zu einer Pressevorführung zu gehen. Das hat gelegentlich seinen Reiz. Ich habe für mich aber auch festgestellt: Weniger ist oftmals mehr. Denn nicht immer fällt es einem leicht, zu einem gesehenen Film oder einem gelesenen Buch im Nachhinein seine Meinung kundzutun. Da kommt es manchmal auch ganz auf die eigene Stimmung/Schreibmuse an. Und manches möchte man einfach wirken lassen, ohne etwas darüber zu schreiben. In dieser Hinsicht können Rezensionsexemplare durchaus zur Bürde werden und den Spaß an der Sache rauben, vor allem wenn man unter Zeitdruck gerät. Ich selbst frage deshalb nur noch sehr selten an und wähle mit Bedacht aus. Überdies muss man ja nicht alles Gesehen oder Gelesen haben und weiß ein selbstgekauftes Buch/Kinoticket wieder mehr zu schätzen, weil man eben die Freiheit hat, spontan zu entscheiden, ob man nun etwas Mitzuteilen hat oder lieber unkommentiert genießt/hadert.

    1. Danke Doreen!
      Das mit den Filmen stelle ich mir ä sehr interessant vor. Ich studiere Filmwissenschaft und bin der Cineastik demnach nicht abgeneigt 😀 Wie du sagst: Man muss nicht alles lesen/sehen. Kann man ohnehin nicht schaffen. Deshalb muss jede*r für sich schauen, welcher Weg der bessere für sie/ihn ist.
      Alles Liebe, René

  2. Lieber René,

    danke für diesen tollen Beitrag 🙂
    Ich als Neublogger werde mir wohl irgendwann auch die Frage wegen Rezensionsexemplaren stellen müssen…Das hier war wirklich echt hilfreich!

    Grüße Lisa

    1. Hallo Lisa,
      danke für deinen Kommentar und willkommen in der Buchblogger-Welt 🙂
      Es freut mich, dass ich dir mit diesem Beitrag ein wenig helfen konnte. Solltest du irgendwann mal Fragen haben, darfst du dich selbstverständlich gerne bei mir melden.
      Alles Liebe

    2. Hallo Lisa,
      freut mich, dass dir der Beitrag geholfen hat. Bei Fragen darfst du mir gerne schreiben, mein Postfach steht offen.
      Alles Liebe, René

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert