Anzeige (Rezensionsexemplar)
Aisling ist 28, lebt zuhause bei ihren Eltern, hat einen festen Freund und einen ordentlichen Job. Was ihr zum vollkommenen Glück noch zu fehlen scheint, ist ein Ring am Finger. Doch ihr Partner John macht keine Anstalten, Aisling um ihre Hand zu bitten. Diesen Umstand nimmt Aisling zum Anlass, ihr Leben umzukrempeln. Bye John, raus aus dem Elternhaus und rein in eine WG mit ihrer Kollegin Sadhbh. Aus einem geordneten Leben wird plötzlich das pure Chaos!
Der Anfang in Ballygobbard
Das (erste) Abenteuer von Aisling mochte ich schon lesen, da wurde es gerade von der englischen Presse als “the next Bridget Jones‘ Diary” angepriesen. 2017 war das. Fast zwei Jahre später wurde mein Wunsch erfüllt. Das Warten hat sich gelohnt! Aisling hat das Potential dazu, bald in einem Atemzug mit Romanheldinnen wie Bridget Jones oder Becky Bloomwood aus der Shopaholic-Reihe genannt zu werden. Witzig, tollpatschig, mit der richtigen Menge an Einfühlsamkeit. Eine junge Frau, die man einfach ins Herz schließen muss. Die beiden Autorinnen Sarah Breen und Emer McLysaght schaffen es mit Leichtigkeit, die Höhen und Tiefen in Aislings Leben mit einer Mischung aus Herz und Humor darzustellen. Aisling ist eine wunderbar gezeichnete Protagonistin.
Die Entwicklung, die sie auf den 320 Seiten durchlebt, ist großartig und in meinen Augen vollkommen nachvollziehbar. So toll die einzelnen Figuren waren, so enttäuscht war ich von der Story bzw. den Storys. Ich hatte das Gefühl, als gäbe es keinen roten Faden. Alles wirkte chaotisch. Ich weiß: So ist sie, diese Aisling. Breen und McLysaght schnitten viele Themen an. Es war immer was los, das kann man nicht bestreiten. Trotzdem hat was gefehlt. Wer das Genre häufiger liest, dem kommen manche plots möglicherweise bekannt vor. Bei dem Finanzskandal habe ich mich in gewissen Nuancen an das ein oder andere Sophie Kinsella-Buch erinnert gefühlt, um ein Beispiel zu nennen. Ehrlich gesagt empfand ich OMG, diese Aisling! als ein Mash-up aus dem Best of chick-lit.
Jetzt kommt das große Aber. Die Charaktere, allen voran Aisling, und die talentierten Autorinnen haben mich das ein oder andere Deja vu vergessen lassen. Außerdem super: Der Umgang mit gesellschaftsrelevanten Themen. Aisling lebt in einer realistischen Welt, und nicht in einer, die man als Leser nur durch die rosarote Brille betrachtet.
Reboot in Dublin
Eigentlich gibt es nichts mehr über OMG, diese Aisling! zu sagen. Dachte ich zumindest. Dann erreichte mich am Montagnachmittag eine Nachricht der lieben Rebecca von rebeccas.world.of.books, die mich zum Nachdenken gebracht hat. Rebecca fragte mich, wie es mir beim Lesen des Buches erging und ob ich mir eine Triggerwarnung gewünscht hätte. Meine Meinung zu Triggerwarnungen ist eigentlich recht neutral. Ich betrachte sie gerne als FSK-Lösung für Bücher, gleichzeitig sollte man es mit der Forderung nach derartigen Kennzeichnungen nicht übertreiben. Beispiel: Ein Thriller, der „Der Kindermörder“ heißt, dessen Klappentext deutlich macht, dass es um Kindermord geht, braucht in meinen Augen keine Triggerwarnung, die eben dieses noch einmal bestätigt. Ihr versteht hoffentlich, worauf ich hinaus will.
SPOILER-WARNUNG zu OMG, diese Aisling!
Zurück zu Aisling: Braucht das Buch eine Triggerwarnung? Ich tendiere zu einem „Ja, tut es“. Es werden Themen angesprochen, die eine Kennzeichnung durchaus rechtfertigen würden, gerade, weil man manche Handlungsstränge und plot twists aufgrund der Erwartungshaltung an das Buch/Genre nicht erwartet. Besonders die Storyline von Aislings Vater hat mich irgendwo tief getroffen beziehungsweise berührt. Als ich die letzten 200 Seiten des Buches las, kämpfte meine Mutter bereits gegen den Krebs, und ich wusste davon. Zu meinem Freund sage ich noch: „Ich weiß nicht, ob ich das Buch jetzt zu Ende lesen möchte, ob ich es emotional bewältigen kann.“ Wir ihr seht: Ja, konnte ich. Ich hab’s durchgezogen und es ging mir erstaunlich gut dabei. Ich würde sogar sagen, mir hat OMG, diese Aisling! geholfen, mit der Situation umzugehen.
Eine Triggerwarnung wäre für mich persönlich, damals, nicht notwendig gewesen, jedenfalls hab ich in dem Moment gar nicht an sowas gedacht. Ich konnte absehen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Meine Intuition war meine eigene, innere Warnung. Aber: Es denkt nicht jeder Leser auf Seite 110 schon ans Ende eines Buches, welches noch 200 Seiten in der Ferne liegt. Aus diesem Grund: Triggerwarnung Tod durch Krebs, nebst anderen wie etwa Abtreibung, sinnvoll!
Fazit
OMG, diese Aisling! ist eine Mischung aus allem: Spaß, Beziehungsproblemen, Freundschaft, Familie und Tod. Kurzum: Ein Querschnitt des Lebens, kompakt auf 320 Seiten gedruckt. Mir fehlte eine Daseinsberechtigung für das Buch in den heimischen Regalen, ein gewisser Mehrwert, den mir die Geschichte gibt. Ein Grund, warum man das Buch unbedingt gelesen haben muss. Dem hätte man mit einer klareren Storyline Abhilfe schaffen können. Am Ende war vielleicht einfach zu viel los, salopp ausgedrückt. Die irischen Namen, mein Unwissen über deren Aussprache und die angesprochene, irische Kultur im Allgemeinen veranlassten mich zu ausgedehnten Internetrecherchen. Bücher wie Crazy Rich Asians schaffen dem Abhilfe, indem direkt mit Fußnoten gearbeitet wird.
Zur Info: Die Sache mit der angesprochenen Triggerwarnung habe ich aus der Bewertung rausgelassen. VIelmehr habe ich es als Hinweis für potentielle Leser und den Verlag mit in die Rezension gepackt.
4 / 5 Sternen
P.S.: Ein Buch, das mich ähnlich begeistern konnte, war Falling Fast. Viel Spaß mit meiner Rezension zum Bianca-Iosivoni-Buch.
Zur Sache
Titel | OMG, diese Aisling! OT: Oh My God, What a Complete Aisling |
Autorinnen | Sarah Breen, Emer LcLysaght Aus dem Englischen: Barbara König |
Verlag | dtv bold |
Erschienen | 23. August 2019 |
Seiten | 336 |
Preis | EUR 14,90 |
*Rezensionsexemplar*
Transparenz
Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, zur Verfügung gestellt vom Verlag.
3 thoughts on “OMG, dieses Buch!”