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Jim Sams, der Boris Johnson in Ian McEwans kafkaesker Zeitgeist-Novelle Die Kakerlake, ist britischer Premier und wild entschlossen, den Willen des Volkes zu vertreten und umzusetzen. Dass er sich dabei über alle geltenden Regeln und Gesetze hinwegsetzt, ist ihm herzlich egal …
Als das Buch der Stunde wurde Die Kakerlake von den Verlagshäusern und Medienvertretern dieser Welt angepriesen. In einer Zeit, in der Männer mit der Entscheidungsgewalt eines Politikers und dem geistigen Zustand eines Kleinkindes (was keineswegs als Beleidigung von Kleinkindern aufgefasst werden soll) die Macht über ganze Länder haben, braucht es ein Werk, das genau dieses scheinbare Phänomen unserer Zeit in den Fokus rückt. Das Produkt dieses Gedankens ist Jim Sams, der als die titelgebende Kakerlake in Ian McEwans kleinem Büchlein sein Unwesen treibt.
Im Herzen eine Satire über den Brexit, in Wahrheit eine viel zu kurz geratene und scheinbar hastig und zwischen Tür und Angel zusammengekleisterte Geschichte über einen britischen Premier, der TBA. Die Kakerlake kann in meinen Augen nicht das erfüllen, was man von einer literarischen Konstante unserer Zeit wie Ian McEwan erwartet. Für eine Satire hat mir der Witz gefehlt, wobei der natürlich in der Übersetzung verloren gegangen sein kann. Ich denke, das ist bei einem Buch wie Die Kakerlake keine Seltenheit.
Wenn man die Faktoren, die dem Buch eine scheinbare Wichtigkeit zusprechen – allem voran ist das zweifelsohne die Aktualität und das Thema Brexit -, bleibt ein Manuskript zurück, das nicht die geringsten Anforderungen an ein gelungenes Werk erfüllt. Die Figuren sind eindimensional, werden nur spärlich wirklich lebendig. Das mag möglicherweise an der Kürze der Kakerlake liegen, trotzdem ist es mir dadurch schwergefallen, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen, über die ich las.
Fazit
Die Kakerlake von Ian McEwan konnte mich trotz hoher Erwartungen und reizendem Marketing („Das Buch der Stunde“) in keiner Weise überzeugen. Somit bleibt mein erster McEwan eine einzige Enttäuschung und ich bleibe mit der Frage zurück, ob diese Novelle jemals die Druckerpresse verlassen hätte, wäre es nicht wegen Ian McEwan. Der britische Autor kommt leider nicht auf den Punkt und schenkt der Kakerlake somit keine Daseinsberechtigung.
P.S.: Weitaus unterhaltsamer empfand ich die Lektüre Willow – Eine Außerirdische in England. Hier findet ihr meine Rezension zu dem Werk!
Zur Sache
Titel | Die Kakerlake OT: The Cockroach |
Autor | Ian McEwan Aus dem Englischen von Bernhard Robben |
Verlag | Diogenes |
Erschienen | 27. November 2019 |
Seiten | 112 |
Preis | EUR 19,00 |
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