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Zur Sache
Titel: Dumplin‘
Autorin: Julie Muprhy (ins Deutsche übersetzt von Kattrin Stier)
Verlag: FISCHER FJB
Erscheinungstermin: 21. März 2018
Seiten: 400
Preis: EUR 18,99
Zum Inhalt
Die „Dicke vom Dienst“: Das ist Willowdean Dickson, genannt Will. Sie ist 16, Schülerin, arbeitet nebenbei in einem Burgerladen und würde sich höchstwahrscheinlich selbst opfern, um dafür ein einziges Mal ihr großes Idol Dolly Parton persönlich treffen zu dürfen. Wohnen tut sie in der Kleinstadt Clover City, zusammen mit ihrer Mutter. Früher lebte noch Wills Tante Lucy bei den beiden, doch sie starb noch vorm Beginn der Handlung aufgrund ihrer Adipositas mit nur 36 Jahren an einem Herzinfarkt. Befreundet ist Will seit Kindertagen mit Ellen Dryver, genannt El. Doch Ellens aufkeimende Freundschaft mit der hinterhältigen Callie sorgt dafür, dass sich Will und El auseinanderleben.
Plötzlich findet sich Will nicht nur vollkommen überraschend in einem Liebesdreieck mit ihrem Arbeitskollegen Bo und ihrem Mitschüler Mitch wieder. Gemeinsam mit ein paar anderen Mädchen aus Clover City (die ebenfalls nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen) meldet sie sich für den Miss-Teen-Blue-Bonnet-Schönheitswettbewerb an. Das Chaos in Willowdeans Leben scheint perfekt…
Meine Meinung
„Dumplin‘ – Das Leben eines … Knödels?!“
Dumplin‘. Das ist der buchtitelgebende Spitzname, den Willowdeans Mutter (eine ehemalige Schönheitskönigin) ihr gegeben hat. Die deutsche Übersetzung von „dumpling“ lautet Knödel. Wer zur Hölle gibt seinem Kind so einen Spitznamen?!
Der Alltag von Will ist einfach. Sie geht in die Schule, trifft sich mit ihrer besten – und einzigen – Freundin El und geht anschließend in einem Burgerladen in Clover City arbeiten. Zwei Dinge stören plötzlich dieses Konzept. Erstens freundet sich El mit Callie an. Die kann Will auf den Tod nicht ausstehen, was im Übrigen auf Gegenseitigkeit beruht. Zweitens bahnt sich zwischen Will und ihrem Arbeitskollegen Bo eine kleine Liebesgeschichte an, die ein jähes Ende findet, als Bo von einer katholischen Highschool auf die Clover City High – und damit auf Will und Els Schule – wechselt.
Diese Ereignisse führen im Endeffekt dazu, dass sich Willowdean für einen von ihrer Mutter initiierten Schönheitswettbewerb in der Stadt anmeldet. Das ist der Dreh- und Angelpunkt des Romans. Zumindest, wenn man auf den Klappentext des Verlags vertraut. Die Realität sieht leider etwas anders aus. Und das führt zu meinem persönlich größten Kritikpunkt an dem Buch …
„Beanstandungen“
… und das ist der spät einsetzende Beginn dieser Haupthandlung! Erst auf Seite 160 spricht Will ihren Gedanken, am Miss-Teen-Blue-Bonnet-Wettbewerb teilzunehmen, laut aus. Der Grund, weshalb die Autorin Julie Murphy diese Geschichte erzählt, wird dem Leser folglich erst nach fast 50 Prozent des gesamten Buches „offiziell“ – also im Rahmen der Handlung – mitgeteilt. Alles, was davor geschrieben und von den Figuren erlebt wurde, trug gewiss zu dieser Entwicklung bei.
Dennoch bezweifle ich, dass es notwendig war, diese Verläufe über circa die Hälfte des Werkes zu erstrecken. Zumal die Autorin dann am Ende [SPOILER] in zwei Kapiteln auf rund 20 Seiten durch diesen Schönheitswettbewerb rennt. Ich finde es schade, ein Buch mit einem Handlungsaspekt zu bewerben, der gewissermaßen kaum Platz im Geschehen findet.
Julie Murphy hat Dumplin‘ in viele Kapitel unterteilt, welche wiederum an den Seitenzahlen gemessen sehr kurz sind. Bislang war ich immer ein Fan solchen Vorgehens gewesen. Als Leser, der Bücher kapitelweise liest, ist das super entspannend. Bei Dumplin‘ hat es mich extrem gestört. Ich hatte das Gefühl, es passiert nichts. Ich brachte Kapitel für Kapitel hinter mich. Die Seitenzahlen wurden größer, die gelesen Seiten mehr. Doch irgendwie kam es zu keinem Vorankommen in der Handlung. Wenn mir das Kernthema des Buches nicht so verdammt wichtig wäre, hätte ich das Buch möglicherweise abgebrochen. Das muss ich an dieser Stelle ehrlich zugeben. Mein Lesefluss wurde schlichtweg gestört und ich habe dadurch fast einen ganzen Monat am Stück Dumplin‘ gelesen.
„Warum ich Dumplin‘ trotzdem mag, …“
[SPOILER] Der Grund, weshalb das Buch für mich so wichtig ist, liegt im Grundthema, das die Geschichte entstehen lässt: das „Dicksein“. Ich liebe Willowdean Dickson als Protagonistin für ihre Erkenntnis, auch als kräftigeres Mädchen Liebe verdient zu haben. An solchen Stellen schlage ich dann immer die Parallelen zu meinem eigenen Leben. Jedem Betroffenen würde ich die Lebenseinstellung von Will predigen – nur nicht mir selbst! :/ Wächst man mit dem „Dicksein“ auf, fällt Wills Optimismus schwer. Sobald es darum geht, einen anderen Menschen in sein Herz zu lassen, verschließt man sich, aus Angst, für den anderen nur eine Witzfigur zu sein. Zu glauben, jemand, der nicht auch Ballast durch sein Leben trägt (nicht metaphorisch gemeint), könne jemals romantische Gefühle für eine/n Dicke/n hegen, ist da fast unmöglich. Deshalb bin ich überglücklich, eine Romanfigur wie Willowdean zu kennen. Hoffentlich ist sie dazu in der Lage, viele Menschen glücklich und deren Leben einfacher zu machen. 🙂
„… Vergleiche zu John Green aber nur belächeln kann!“
Diese wurden nämlich auf anderen Rezensionsportalen aufgrund der Genrezugehörigkeit gezogen. Wie bereits erwähnt, bin ich anderer Meinung. Um mit John Green auf einer Ebene stehen zu können, dazu müsste Julie Murphy ihr literarisches Arbeiten deutlich verbessern. Aus einer guten Idee mit bedeutender Message wird nicht automatisch ein gutes Buch. Obwohl das ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, hat Dumplin‘ nicht das Zeug, um solch hohe Wellen wie beispielsweise „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ („The Fault in Our Stars“) zu schlagen. Natürlich muss sich Dumplin‘ nicht mit besagter Young-Adult-Literatur vergleichen. Ich wollte diesen existierenden Vergleich lediglich ansprechen und ausführen, warum ich ihn unangebracht finde.
Fazit
Das Buch Dumplin‘ kann ich jedem ans Herz legen, der ein begeisterter Leser von Jugendromanen ist. Die Thematik, nicht nach dem Äußeren zu gehen, sondern einen Menschen nur nach seinen inneren Werten zu beurteilen und niemals zu verurteilen, ist in unserer Zeit wichtiger denn je. Lustige Töne werden nur selten eingeschlagen. Wenn, kommen diese meist von Willowdeans trockenem und sarkastischen Humor. Grundsätzlich schwebt über dem Buch eher eine pessimistische Wolke aus trauriger Realität. Doch genau das ist es, was Dumplin‘ am Ende für mich derart lesenswert gemacht hat! 🙂
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