Anzeige (Rezensionsexemplar)
Zur Sache
Titel: Du wolltest es doch
Autorin: Louise O’Neill (ins Deutsche übertagen von Katarina Ganslandt)
Verlag: Carlsen
Erschienen: 25. Juli 2018
Seiten: 368
Preis: EUR 18,00
*Rezensionsexemplar*
(zur Verfügung gestellt von NetGalley DE)
Zum Inhalt
Emma O’Donovan ist ein junges Mädchen, das alles zu haben scheint, was man sich im Teenageralter wünscht: Sie ist beliebt, hat einen tollen Freundeskreis, der für sie alles tun würde und kann sich darüber hinaus vor Verehrern kaum retten. Emmas Leben und das ihrer Familie ändert sich für immer, als Emma nach einer Party bewusstlos vor ihrem Elternhaus gefunden wird. Sie hat einen Blackout, weiß nur noch, wie sie einen Jungen anbaggerte und mit ihm ins Schlafzimmer verschwand. Zu ihrem Leidwesen werden ihre fiesen Gedächtnislücken durch erschreckende Fotos auf einer eigens dafür erstellen Facebook-Seite der ganzen Welt zur Schau gestellt. Jeder bildet sich sein eigenes Urteil, die meisten bezweifeln Emmas Aussage, sie sei gruppenvergewaltigt worden. Als dann noch die nationale und internationale Presse vom Ballinatoom-Fall Wind bekommt, wird für Emma nichts mehr sein, wie es mal war …
Meine Meinung
Ich lese normalerweise keine Rezensionen anderer Buchblogger*innen, um mich auf Schreiben meiner eigenen Bewertung einzustellen. Im Fall von Du wolltest es doch habe ich es deshalb bewusst nicht getan, da dieses Buch in den vergangenen Monaten für mehr als nur gespaltene Meinungen gesorgt hat. Ich wollte mich nicht durch das Denken anderer beeinflussen lassen und bin froh darüber. Was Ihr im Nachfolgenden lesen werdet, ist meine persönliche Ansicht über den Jugendroman Du wolltest es doch von Louise O’Neill.
„Über den Schreibstil“
Beginnen wir mit dem Aushängeschild einer jeden Lektüre: dem Schreibstil. Ich fand ihn in Ordnung, mehr nicht. O’Neills Sätze sind abgehackt, die Ich-Erzählung wird an manchen Stellen durch Klammern ergänzt, welche Emmas Gedanken nach einer selbstgetätigten Aussage den richtigen Kontext verleihen. Meiner Meinung nach überflüssig, wenn es ohnehin die Protagonistin selbst ist, die ihre Geschichte erzählt. Gestört hat es mich jedoch nicht. Die grobe Aufteilung des Buches erfolgt in zwei Teile: Emma vor und nach dem Übergriff. Detaillierter schildert Louise O’Neill den Ablauf in Wochentagen.
Die einzelnen Kapitel (Tage) sind länger, gleichzeitig nehmen wir nicht viel von Emmas Leben mit, lediglich 12 ganze Tage im gesamten Buch. Vor allem im zweiten Teil nach dem sexuellen Übergriff hat mich das sehr gestört. Emmas Verhältnis zu ihren Freundinnen hat sich selbstredend verändert, so wie alles andere. Abgesehen von der ein oder anderen beiläufigen Erwähnung finden diese Charaktere keinen Platz mehr in Emmas Leben – auf ihren eigenen Wunsch. Aus Sicht der Protagonistin – und in Anbetracht ihrer Entwicklung – kann ich es nachvollziehen, als Leser und Rezensent lässt mich das mit einer Leere zurück, die ich nicht gutheiße.
„Über den Ausgang des Buches“
Trotz aller künstlerischen Freiheit, die Autor*innen glücklicherweise genießen, dürfen sie auf gar keinen Fall vergessen, für wen sie dieses Werk der Unterhaltung schreiben. Verzeihung für die plumpe Wortwahl, doch genau das tut ein Roman – er unterhält mich, wenn ich ihn lese, oder sollte dies zumindest tun. Damit das geschieht, müssen viele Faktoren beachtet werden. An oberster Stelle ist es wünschenswert, dass keine Fragen offen bleiben. Nicht nur hinsichtlich der Auffassung mehrere Figuren über Emmas (Un)Schuld an der Tat ist das nicht geschehen. Selbst die Protagonistin lässt den Leser im Unklaren darüber, wie es in ihrem Leben nach dem letzten Satz und einem abrupten Ende weitergeht. Wird sie jemals wieder zur Ruhe kommen können? Oder kann sie nie damit abschließen und wählt einen Ausweg, der ihrem Leiden ein Ende setzt?
Für das Verständnis und den Gedanken hinter Du wolltest es doch, sind die Nachwörter der Autorin selbst, Louise O’Neill, und der Übersetzerin Katarina Ganslandt ausgesprochen wichtig.
Fazit
Abschließend möchte ich denen, die Du wolltest es doch unbedingt lesen wollen, dazu raten. Lasst Euch von meiner Rezension bitte nicht negativ beeinflussen, denn zu diesem Werk hat wirklich jeder seine ganz persönliche Meinung. Es tut mir im Herzen weh, einem wichtigen Buch diese Bewertung zu geben. Leider ist es für mich genau das nicht gewesen: ein Buch; ein Roman, der mich unterhält. Du wolltest es doch las sich für meine Verhältnisse zu sehr wie ein Bericht. Ich konnte so gut wie keinen Tiefgang bei den Figuren erkennen, abgesehen vielleicht von Emma.
3.25 / 5 Sternen
Habt Ihr Du wolltest es doch schon gelesen, oder steht es noch auf einer Liste? Kennt Ihr andere Romane, die derart polarisiert haben?
Ich wünsche Euch trotz des schweren Themas dieser Rezension einen schönen Tag!
Alles Liebe,
René
P.S.: Ihr sucht noch nach neuem Lesestoff für den Oktober? Dann werft mal einen Blick in meinen Beitrag über die Top Neuerscheinungen des Monats! 😉
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Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar von NetGalley DE und dem Carlsen Verlag.
Lieber René
Ja, jetzt hab ich es auch gelesen und in vielen Kritikpunkten bin ich ganz bei dir. Vor allem was die eindimensionalen Charakter angeht. Und auch der Schluss… ich hasse es wenn man das Gefühl bekommt als wär dem Autor, der Autorin, das Papier ausgegangen wäre. Ein Buch muss kein Happy End haben aber bitte, ein Abschluss wünsch ich mir dann doch. Klar kann jeder für sich jetzt spekulieren wie es weiter geht oder gehen könnte. Aber bei so einem „wichtigen“ Buch find ich es total unbefriedigend.
Ich hab dir auf Instagram schon gesagt, wenn ich noch bloggen würde, würd ich mich garantiert in die Nesseln setzen. Und das hat sich auch jetzt, nach dem ich das Buch zu Ende gelesen habe, nicht geändert.
Mal sehen ob ich diesen Aspekt auf Instagram anspreche… *grübel* es ist wirklich kein leichtes Thema und mal will auch niemandem vor den Kopf stossen. Vor allem bei betroffenen könnte meine Meinung sauer aufstossen. Da würde sich wohl keiner interessieren das ich selbst eine Betroffene bin.
Jeder geht damit anders um. Also am Anfang vielleicht nicht, da sind wohl alle etwa gleich im Verhalten… gehen wir jetzt von Frauen und Männer aus die schon selbst sexuell aktive sind. Ich will einfach mit meiner Meinung niemandem das Gefühl geben das sie eh schon haben. Meistens.
Allerdings find ich es gut solche Themen auch in Buchform in Angriff zu nehmen. Tabuthemen können so doch einiges erreichen. Man muss aber nich mehr schauen wie man das schreibt.
Liebe Grüsse und schönen Abend
Alexandra / mein Blick aufs Leben 😉
Lieber René, ich habe dieses Buch seit kurzem auch in meinem Regal stehen und bin schon sehr gespannt auf die Geschichte. Ich habe bereits Gutes und Schlechtes von »Du wolltest es doch« gehört und bin neugierig, wie mir das Buch gefällt. Die Dinge, die du kritisierst, kann ich so auch nachvollziehen. Gerade der fehlende Tiefgang bei Charakteren stört mich auch oft beim Lesen. Mal gucken wie ich es empfinde 🙂
Alles Liebe,
Janika
Hallo Janika,
ich wünsche Dir „viel Spaß“ beim Lesen und bin auf deine Meinung schon jetzt sehr gespannt.
Alles Liebe,
René <3