Anzeige (Rezensionsexemplar)
Mittwoch also: An diesem Tag kann die 33-jährige Journalistin Hedda, die nach einem One-Night-Stand ungewollt schwanger wurde, die Abtreibung ihres Ungeborenen vornehmen lassen. Dann ist die dreitätige Bedenkzeit, die das norwegische Gesundheitssystem Schwangeren auferlegt, verstrichen. Doch Hedda gerät währenddessen ins Grübeln …
Mein erstes Buch aus dem diesjährigen FBM-Gastland
Dieses Jahr ist Norwegen das Gastland bei der Frankfurter Buchmesse. Als Buchblogger, dem sein Hobby eine Leidenschaft ist, wollte ich unbedingt etwas von einem norwegischen Autor oder einer Autorin lesen. Eher zufällig viel meine Wahl auf Mittwoch also. Als ich zum ersten Mal auf das Buch aufmerksam wurde, achtete ich nicht auf den Namen der Autorin Lotta Elstad. Ich achtete auf den Titel, das farbenfrohe Cover und den interessanten Klappentext. Erst auf den vierten Blick fiel mir auf, dass Mittwoch also aus dem Norwegischen übersetzt wurde. Den Roman hätte ich ohnehin gelesen, nun konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Fleabag in Norwegen
Mittwoch also folgt keinem gewohnten Romanaufbau. Ein kleiner Prolog, der in der Gegenwart spielt und Hedda bei ihrem Arzt zeigt, schildert die Umstände, in denen sich die junge Journalistin befindet. Danach dreht Ich-Erzählerin Hedda die Zeit um einen Monat zurück. Sie berichtet von schicksalshaften Wendungen, die sie nicht nur eine halbe Europareise hinlegen, sondern sie ganz nebenbei auch noch schwanger werden ließen.
Für mich die größten Highlights des Romans: Die Protagonistin und der Schreibstil der Autorin. Lotta Elstad, selbst unter anderem Journalistin, beschreibt mit herrlich spitzen Fingern, mit welchen Hürden sich Frauen im Jahr 2019 noch immer konfrontiert sehen. Nicht zuletzt der Bestimmung über den eigenen Körper, welche Ausgangspunkt der Geschichte ist. Wer die Serie Fleabag von und mit Phoebe Waller-Bridge kennt, weiß, auf welche Art von (zynischem) Humor er sich hier einlassen kann.
Gefangen zwischen Unterhaltung und Bildung
Mit dem Klappentext hat die eigentliche Handlung des Buches nicht viel gemein. Während man als Leser erwartet, die ganze Zeit bei Hedda und ihren Gedanken und Gefühlen bezüglich der ungewollten Schwangerschaft zu sein, ist das nicht wirklich Realität. Stattdessen erfährt man, wie es zu dieser Schwangerschaft kam. Die Intention von Lotta Elstad dürfte gewesen sein, die Beweggründe ihrer Protagonistin hinsichtlich einer Entscheidung für oder wider Abtreibung näher zu betrachten. Damit geht Elstad meiner Auffassung nach wieder ein paar Schritte zurück, und damit weg von der eigentlichen Selbstbestimmungsdebatte.
Zweifelsohne gelingt der Autorin der Spagat zwischen Unterhaltung und Bildung. Zugunsten des Unterhaltungswertes gerät das, worum es in Mittwoch also eigentlich gehen sollte, das Thema Abtreibung, jedoch vermehrt in den Hintergrund und erfährt lediglich am Anfang und am Ende einen größeren Stellenwert. Nun müsste ich wohl enttäuscht darüber sein, weil Lotta Elstad meine Erwartung an ihren Roman nicht erfüllen konnte. Bin ich aber keineswegs. Das ist ihrer Protagonistin Hedda zu verdanken, die sie mit einer traurig-wahren Realität gezeichnet hat, dass ich nicht anders konnte, als an ihren Lippen zu kleben, während sie den Monolog ihres Lebens rezitiert.
Fazit
Zum Jahreshighlight hat es nicht gereicht. Mittwoch also besticht durch eine bestechend sarkastische Protagonistin inmitten eines ernsten, gesellschaftsrelevanten Plots, dem im Laufe der Handlung die gebührende Aufmerksamkeit nicht zuteil wird. Mit dem Ende ihres Romans überraschte und schockierte mich Lotta Elstad. Auf der einen Seite verstehe ich, was sie mit Heddas Entscheidung bezwecken wollte. Andererseits überschattet besagte Situation nun mein Leseerlebnis, das bisweilen weniger von ernsten, als von humorvollen Momenten geprägt war.
P.S.: Mit ähnlichen Thematiken beschäftigt sich OMG, diese Aisling! Hier geht’s zu meiner Rezension.
Zur Sache
Titel | Mittwoch also OT: Jeg nekter å tenke |
Autor | Lotta Elstad Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch |
Erschienen | 22. August 2019 |
Seiten | 304 |
Preis | EUR 18,00 |
*Rezensionsexemplar*
Transparenz
Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, zur Verfügung gestellt vom Verlag.
1 thought on “Selbstbestimmung also”