Anzeige (Rezensionsexemplar)
Celestial Davenport und Roy Hamilton, jr. sind ein frischvermähltes Paar mit den Augen auf die gemeinsame Zukunft gerichtet. Sie: Eine Puppenkünstlerin kurz vor dem Durchbruch. Er: Ein Handelsvertreter, dem eine große Karriere bevorsteht. Dann kommt den beiden eine verhängnisvolle Nacht in einem Motel in die Quere. Roy wird von einer Frau beschuldigt, sich nachts in ihr Zimmer geschlichen und sie vergewaltigt zu haben. Ein Richter verurteilt Roy daraufhin zu zwölf Jahren Gefängnis: ein heftiger Schlag für die junge Ehe. Tayari Jones erkundet auf knapp 350 Seiten, wie sich ein solcher Schicksalsschlag auf die Liebe auswirkt und ob sie darüberhinaus überhaupt noch existieren kann.
Viel Spaß beim Lesen! 🙂
Tayari Jones‘ Roman An American Marriage stand schon seit seiner Veröffentlichung vor gut einem Jahr auf meiner imaginären Wunschliste. Im Buchreport-Magazin sah ich sonntags eine Anzeige, welche zu meiner Überraschung die deutsche Veröffentlichung unter dem Titel In guten wie in schlechten Tagen ankündigte. Das erkannte ich nur so schnell, da der Arche Verlag das wunderschöne Originalcover beibehielt! Danke dafür 😉 Montags schrieb Katja von Netzwerk Agentur Bookmark den Roman zum Rezensieren aus, woraufhin ich mich sofort bewarb und prompt den „Zuschlag“ erhielt, weshalb Ihr nun in den Genuss kommt, diese Review lesen zu dürfen.
Brückenmusik
In guten wie in schlechten Tagen gliedert sich in drei Teile und einen Epilog. Innerhalb dieser größeren Abschnitte berichten drei Figuren ihre Sicht der Dinge: Roy, Celestial und Andre. Andre ist ein Studienfreund von Roy und seit seiner Kindheit mit Celestial befreundet. Teil eins der Geschichte, „Brückenmusik“, erzählt zusammengefasst das ganze Eheleben von Roy und Celestial bis zu Roys Verurteilung. Für mich fühlte sich „Brückenmusik“ wie ein sehr langgezogener Prolog an. Tayari Jones führte in diesem Part das Paar Roy und Celestial ein und lies den Leser in meinen Augen zu oberflächlich an ihrem wirklichen Gefühlsleben teilhaben.
Alles mündet in einer schicksalshaften Übernachtung in einem Motel, wo eine fremde Frau nachts vergewaltigt wird und Roy dieser Tat bezichtigt. Für Roy und Celestial bedeutet der Urteilsspruch erstmal das Ende ihrer Liebesgeschichte. Zwar halten sie weiterhin Briefkontakt, doch irgendwie scheint der Funke verflogen. Das trug dazu bei, dass ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Ein Plus für den Spannungsbogen. Schließlich sollten noch gut 250 Seiten folgen und der Titel verspricht mehr als das plötzliche Ehe-Aus, weil ein Partner im Gefängnis sitzt. Nichtsdestotrotz empfand ich den Einstieg in das Buch langatmig. Wenn ich bedenke, wie Tayari Jones die Geschichte fortführt, auch irgendwie zu straight forward.
Als müsse sie erstmal die Hürde nehmen, Roy und Celestial auseinander zu treiben, um dann erst richtig mit ihrer intendierten Handlung um die Ecke kommen zu können.
Bereite einen Tisch für mich
Teil zwei trägt den Titel „Bereite einen Tisch für mich“ und führt erstmals die Perspektive von Andre ein. Er ist ein alter Freund von Roy und Celestial, der in der Zeit von Roys Abwesenheit um Celestials Gunst buhlt. Diesen Aspekt des Buches fand ich teilweise vorhersehbar, teilweise wiederum sehr clever gelöst: Ich finde es sehr mutig von Tayari Jones, dass sie Celestial ihren Eheschwur brechen lässt. Andere Autor*innen hätten vielleicht von der Versuchung geschrieben, dem inneren Zerwürfnis. Doch Jones wirft sämtliche Zweifel über Bord und stellt die Weichen für eine gemeinsame Zukunft von Andre und Celestial.
Spiegelt sie damit vielleicht einfach nur die Wahrheit wider? Vermutlich würde jetzt jeder sagen: „Selbstverständlich würde ich meinem Partner in einer solchen Ausnahmesituation treu bleiben“. Doch ob das in Wirklichkeit auch so aussähe? Ich finde, man muss so eine Situation immer aus der Sicht eines Beteiligten betrachten. Ich konnte Celestials Verhalten in der Hinsicht nachvollziehen. Schwierig wird die Situation, als Roy frühzeitig aus der Haft entlassen wird und sich alles zur unausweichlichen Konfrontation zuspitzt …
Großmut
Im letzten Teil, „Großmut“, wird die Symbolik des Covers geklärt – warum es in den Farben gold und türkis gehalten ist und was der halb abgeschlagene Baum zu bedeuten hat. Nochmal ein großes Lob ans Coverdesign.
Jones schreibt in diesem Abschnitt von einem großen Aufeinandertreffen. Über diesen Part kann ich nicht viel schreiben, ohne zu spoilern. Deshalb nur so viel: Ich fand das Ende des Buches sehr gelungen! Es zeigt, wie das Leben spielen kann. Der Autorin ist es vortrefflich gelungen, einen Roman über eine american marriage zu schreiben. Noch passender finde ich allerdings den deutschen Titel! Meine Anerkennung geht an den Arche Verlag. Super Leistung.
Eine Story mit Gehalt
Tayari Jones schneidet in In guten wie in schlechten Tagen so viele wichtige Themen an, dass ich mich ihnen nicht im Detail widmen kann (oder die Rezension würde aus sämtlichen Nähten platzen). Es geht um den Rassenkampf, die Ungerechtigkeiten des amerikanischen Rechtssystems hinsichtlich seiner Behandlung von Schwarzen und um die Institution Ehe und wie sich die Ansichten diesbezüglich unterscheiden können, wenn man den Aspekt der Religion mit einbezieht. Letzteres stellt meines Erachtens nach die große Stärke des Romans dar.
Fazit
In guten wie in schlechten Tagen ist ein sehr gut geschriebenes Buch von einer äußerst talentierten Autorin, die es mit einer Leichtigkeit schafft, ihre Protagonisten nahbar und gleichzeitig unglaublich komplex wirken zu lassen. Der Roman schildert den Prozess einer Ehe, die ein Happy-End finden oder im Guten oder Schlechten auseinandergehen könnte. Es bleibt spannend bis zuletzt. Punkte, die mich gestört haben: Der im Vergleich zum Rest eher blass wirkende erste Teil und das hin- und hergeswitche zwischen den unterschiedlichen Zeitebenen. Das sorgte am Ende zwar dafür, dass sich die gesamte Story schön fügt, doch geschah dies leider ohne jeglichen Hinweis, wie zB eine Jahreszahl oder ähnliches, was es für mich als Leser ein bisschen erleichtert hätte, mitzukommen.
4.5 / 5 Sternen (abgerundet 4 Sterne)
P.S.: In meinem Lesemonat Februar findet Ihr weitere Buchtipps in Richtung Diversity!
Zur Sache
Titel | In guten wie in schlechten Tagen OT: An American Marriage |
Autorin | Tayari Jones Ins Deutsche übertragen von: Britt Somann-Jung |
Verlag | Arche |
Erschienen | 28. Februar 2019 |
Seiten | 352 |
Preis | EUR 22,00 |
*Rezensionsexemplar*
Transparenz
Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, zur Verfügung gestellt vom Verlag und der Netzwerk Agentur Bookmark.